im Magazin des Stadtmuseums

Fußangeln oder Krähenfüße sind einfache Verteidigungswaffen mit enormer taktischer Wirksamkeit gegen Infanteristen und Pferde. Schriftliche Quellen reichen bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurück, doch ihre Erfindung geht wahrscheinlich viel weiter zurück. Historisches wie auch modernes Schuhwerk bietet nur wenig Schutz vor ihnen. Die scharfen Stacheln bohren sich leicht durch die Sohlen und Füße. Im besten Fall kann das Opfer eine Fußangel ohne Widerhaken aus seinem Fuß ziehen, aber bei widerhakenbewehrten ist dies ohne zusätzliche Verletzungen nicht mehr möglich. Zum Schutz der Füße empfehlen Autoren kriegstechnischer Handbücher aus dem 15. bis ins frühe 17. Jahrhundert regelmäßig Eisensohlen, die wie Holztrippen unter die Schuhe geschnallt werden. 

Jenseits der Bild- und wenigen Textquellen sind bislang keine erhaltenen Originale bekannt, weswegen unklar ist, ob es sie tatsächlich gab oder nicht.

im Magazin des StadtmuseumsAufgrund dieser Ausgangslage reifte die Überlegung, die Funktionalität und Praktikabilität der Eisensohlen als Schutzausrüstung in Experimenten zu erproben und auf Grundlage der gewonnenen Ergebnisse eine bessere Bewertung vornehmen zu können, ob es sie im 15. und 16. Jahrhundert gegeben haben könnte oder nicht. Dazu wurde ein Paar Eisensohlen auf der Grundlage von Illustrationen aus Manuskripten des 15. Jahrhunderts, wie Konrad Kyesers Bellifortis und ähnlichen Militärbüchern, rekonstruiert und ausgiebig im Feld erprobt.

Die praktischen Tests zeigten, dass fest unter die Schuhe geschnallten Eisensohlen, bereits nach einer kurzen Eingewöhnungsphase perfekt für den Einsatz im Feld geeignet sind. und den Schutz der Füße vollumfänglich gewährleisten. Sie ermöglichen es, selbst in hektischen Situationen mit bemerkenswerter Sicherheit über Wege, Wiesen und Felder zu gehen und sogar zu rennen. Auf Grundlage der Versuche erscheint es sehr wahrscheinlich, dass Eisensohlen im späten Mittelalter verwendet wurden.

Die detaillierten Ergebnisse der Versuche werden 2025 in der Zeitschrift Experimentelle Archäologie in Europa ausführlich dargelegt:

Andreas Franzkowiak: .issin sol behebet dir din füß gesunt – Eisensohlen gegen Fußangeln. In: Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie (Hrsg.) Experimentelle Archäologie in Europa. Jahrbuch, Nr. 24, 2025, S. 61-73. (im Druck)

 

Abbildungen

  • Oben: Konrad Kyeser: Bellifortis. Elsass um 1460. Universitätsbibliothek Frankfurt a. M., Ms. germ. qu. 15, Fol. 174r. 
  • Foto: Andreas Franzkowiak